Markus Heitz

Schreib-Tipps

Fragen zum Schreiben ?

Ich bin in der Vergangenheit schon mehrmals nach Tipps gefragt worden, WIE man einen Roman o.ä. herangeht.

So pauschal kann ich es nicht beantworten, aber ich beschreibe mal, wie ich es mache.

Außerdem finden sich im Internet gute Ratschläge oder Inspirationen, wie man zu seinem eigenen Schreibweg findet.

Und nur allein darum geht es: den eigenen Schreibweg.

Es soll Kolleginnen und Kollegen geben, die einfach drauf los schreiben und sich überraschen lassen, was entsteht.

MIR ist das ein bisschen zu gewagt, aber bitte… Wem es gefällt, der macht es eben so.

Die Idee

Sie kann Dich überall überfallen. Sie ist das Wichtigste, die Basis für eine Story.

Schreib sie auf, egal worauf, aber von Bedeutung ist, DASS Du sie aufschreibst. Ein kleines Notizbuch, ein Zettel, ein Handy, ein Bierdeckel, die Rückseite einer Rechnung, nur sichere sie Dir.

Hast Du mehr als eine Idee für oder zu einer Story: umso besser!

Aufschreiben und alles, was Dir dazu einfällt, aufschreiben, aufschreiben, aufschreiben, und auch gerne völlig ungeordnet.

Die Ordnung

Nachdem dem Du die Ideen hast, schaue Dir alles an, ordne sie nach Deiner Priorität; überlege, wie sie in ihrer Reihenfolge passen könnten und gliedere sie.

Verbinde Punkte, die vom Sinn her zusammengehören aber an unterschiedlichen Stellen stehen, mit feinen Linien.

Damit hast Du schon mal ein grobes Gerüst.

Der Hintergrund

Ab an den Feinausbau.

In welcher Reihenfolge Du vorgehst, liegt an Dir.

Es ist notwendig, die Charaktere, die Du ersonnen hast, festzuschreiben, mit allen ihren Eigenheiten. Das reicht vom Äußeren bis zur Frage nach Vorlieben, ihren Ängsten etc. Mache alle Personen in Deiner Story zu lebendigen Wesen mit einer Vergangenheit.

Auch das solltest Du aufschreiben, Karteikarten eignen sich ganz gut dafür.

Manche denken sich nach der Idee erst das Land aus, danach die Personen, andere bevorzugen die umgekehrte Version.

Nun kommt die Umgebung an die Reihe, wobei die im Vorteil sind, die Romane in der jetzigen Welt schreiben wollen. :o)

Generell gilt: Wie sieht es aus? Und wie riecht es? Was hört man?

Geht die Story mehr in die Phantastik, kann man sich noch mehr Gedanken machen: Welche Ausdrücke benutzen die Menschen, die dort leben, für was?

Beginne mit einem kleinen Fokus, meinetwegen der Stadt/dem Dorf/der Siedlung, in dem alles beginnt, und ziehe die Linse immer weiter auf. Kreiere die Umgebung, das Land, die Nachbarländer, den Kontinent, die Nachbarkontinente. Bedenke die Herrschaftsformen.

Welche Götter gibt es? Wie sind sie entstanden? Wie ist ihre Beziehung untereinander und wie verhalten sich die Gläubigen jeweils zueinander? Wie verhalten sich die Länder untereinander? Wenn es Rivalitäten gibt, woher stammen sie?

Zeichne Karten von der „Welt“, damit Du den Überblick behältst. Wenn Du die Welt VOR dem Schreiben des Romans erschaffen hast, sparst Du Dir das Nachdenken beim Schreiben, wie es wohl gerade dort aussieht. Das heißt aber nicht, dass Du beim Schreiben nicht improvisieren darfst und sollst.

Der Plot

Du hast die Ideen, Du hast die Charaktere, Du hast das Land.

Nun geht es darum, daraus einen Plot, einen Handlungsablauf, einen Fahrplan zu gestalten. Damit weißt Du, wo sich welche Person herumtreibt, was sie tut, was als nächstes kommt.

Der Plot ist dein Freund. Er hilft Dir, den Überblick zu behalten und nichts aus den Augen zu verlieren.

Meine Plots sind meistens 4-7 DinA4-Seiten lang, stichwortartig.

Bei Shadowrun sah das so aus (Auszug):

  1. Poolitzer (der Held) möchte eine Reportage über die unterirdisch lebenden Elfen von Pomorya drehen und reist ohne Dreherlaubnis und mit falschem SIN in den Elfenstaat ein. Findet heraus, wo die Elfen leben, wird aber geschnappt und aus dem Fürstentum geworfen…-Im Vorfeld der Wahl zum Landtag im Nddt. Bund: DNP gibt Kundgebung und hat reichlich Zulauf. Poolitzer ist dort und berichtet darüber
  1. Poolitzer macht eine Reportage über ein Forschungsschiff, das in Hamburg liegt und sich mit einem Mini-U-Boot im Auftrag der Stadt einige Flussdeltas anschauen soll und Wasserproben zu nehmen hat.-Poolitzer hofft auf einen Skandal und irgendwelchen Lecks in Gifttanks und ist begeistert! An einer Stelle melden die Sensoren sogar etwas!

    Da wird das Schiff plötzlich angegriffen und aufgebracht! Eine Piratengruppe („Die Klabautermänner“, aber nicht die echten!) taucht auf, setzt die Besatzung im Schlauchboot aus und nimmt das Schiff mit, dessen Ausrüstung mehrere Millionen Nuyen wert ist.

    – Poolitzer wittert einen Kon hinter der Sache, der die Ergebnisse vertuschen wollte! Hat sich glücklicherweise einen Ausdruck/ Chip vorher gestohlen, den er analysieren lässt. Das Ergebnis wird allerdings keinen Angriff auf das Schiff rechtfertigen.

  1. Ein Atommülltransportschiff wird attackiert und dabei versenkt (Grüne Zellen). Einige Container, das ergibt die Auswertung der Bergungsaktion, fehlen allerdings… Die NoSe RG ist vor Ort und wundert sich darüber.
  2. Ein russischer Meeresarchäologe wird kurz vor dem Beginn des „Ostsee-Symposiums“ auf offener Straße beraubt und ermordet.
  3. Eine Luxusyacht und ein Segler werden gestohlen.
    – Finden von zehn Leichen: Wie die Ermittlungen anhand der Leichen zeigen, gehörten sieben davon zu den Roten Korsaren. Zuvor waren vier Männer im Verdacht gewesen, drei militärische Powerboote aus der Bremer Vulkan Werft gestohlen zu haben
    – 
    Dieses Mal gibt es keine Überlebenden… bis auf ein Crew-Mitglied der Luxusyacht! Der Mann hat einen Dialog der Entführer mitbekommen und will sich mit Poolitzer treffen, wird aber von einem Geist erledigt.
    – Poolitzer wittert eine Story, kann aber alles noch nicht richtig einordnen. Er macht einen Bericht über die Piraten und stellt fest, dass die Piraten selbst bestohlen wurden! Die Powerboote gehörten Piraten (Die echten „Roten Korsaren“) Und die sind sauer auf die „Klabautermänner“, weil sie im falschen „Revier“ unterwegs sind. Kooperation mit Poolitzer
    – Er sucht nach einem Muster: Schiffe wurden keine zum Verkauf angeboten. Überhaupt regt sich nichts auf dem Schwarzmarkt… Poolitzer wird noch misstrauischer.

…. etc. etc. etc.

Es entsteht also ein Plot, er ist das Skelett eines Romans, und das Fleisch sind die Worte, Sätze, Kapitel, die aus dem Plot entstehen.

Schreiben ist ein kreativer Prozess. Es werden Dir Sachen beim Schreiben auffallen, es kommen Dir neue Ideen, Du änderst die Storyline.

Gut so!

Improvisation gehört dazu, aber verliere das Ziel nicht aus den Augen. Es sei denn, Du hast ein neues Ziel. Dann vergiss aber nicht, die Routen Deiner Charaktere entsprechend zu ändern.

Das Schreiben

Ich habe mich für eine einfache, klare Sprache entschieden, auch im Fantasy-Bereich.

Kürzere Sätze finde ich besser. Schafft keine Satzmonster über zehn Zeilen, bei denen man sich am Ende fragt, was denn nun geschehen ist, wo jetzt noch mal der Hauptsatz geblieben ist und wie viele Nebensätze es waren!

Die meisten Menschen möchten sich beim Lesen entspannen, und das gelingt nach einem anstrengenden Schultag, einem Tag im Büro, an der Uni oder sonst wo nur, wenn der Autor das auf Hochtouren gelaufene Leser-Hirn nicht neuerlich zum Kreiseln bringt und es Durch Schachtelsätze verwirrt. Informationen müssen nicht in einen einzigen Satz gepackt werden. Ehrlich!

Du hast die Charaktere als lebendige Wesen im Kopf, zeig das im Buch, indem sie mehr tun als zu sprechen und zu sehen: Sie tasten, sie riechen, sie schmecken, sie fühlen Dinge, und das muss zum Leser transportiert werden. Die fünf Sinne des Menschen sollten auch im Buch genutzt werden.

Nicht verschweigen möchte ich, dass es gerade im Fantasy-Sektor gelegentlich erwartet wird, dass ein Werk hochtrabend, getragen, altertümlich zu klingen hat. Diese Leser kommen beispielsweise mit Ulldart und den Zwergen-Romanen nicht zurecht.

Was mal wieder beweist: Es ist Geschmackssache. Letztlich entscheidest Du, wie es klingen soll.

Und versuche nicht „zu schreiben wie X oder Y“, es funktioniert eh nicht und außerdem GIBT es den Stil schon.

Vorbilder sind was Schönes, aber mach Dich nicht zum Abziehbild. Selbst eine gelungene Kopie ist eine Kopie. Mehr nicht.

Probiere aus, tüftele und finde Deinen eigenen Stil.

Ach ja: Schreiben ist auch ein gutes Stück Disziplin.

Man kann sich ein Tagespensum setzen. Bei mir sind es mindestens fünf DinA4 Seiten pro Tag, mal ergeben sich mehr, mal funktioniert es auch gar nicht. Es gleicht sich meistens aus.

Zudem ist es gut für einen Roman/ eine Story, wenn der Autor konzentriert bei der Sache bleibt, man behält die Zusammenhänge besser in Erinnerung.

Fertig?

Noch lange nicht.

Lass das Werk, wenn Du denkst, Du wärst fertig, mal eine Woche lang liegen, mach was anderes und beschäftige Dich nicht damit.

DANN gehst Du wieder an die Sache und Du wirst sehen, es fallen Dir „Unebenheiten“ auf, die Du vorher nicht gesehen hast.

Die Zeit der Überarbeitung beginnt von neuem…. Ich nenne es Feilen und Hobeln.

Oft schreibe ich eine Szene runter und gehe sie noch mal durch, stelle Sätze um, verbessere sie, damit sie schöner klingen, Dialoge werden geschliffen, Aktionen anders beschrieben.

Dabei ist das laute Vorlesen durchaus erlaubt, wenn Du der Meinung bist, dass die Stelle hakt. So hört man es einfach besser. Achte aber darauf, dass die Fenster geschlossen sind. Es kann bei den Nachbarn zur Verwirrung führen.

Hat Du die Story endlich fertig, sind die Testleser in Form von belesenen und ehrlichen (!) Freunden notwendig, die das Werk kritisch lesen, es mit Anmerkungen versehen oder in einer anderen Form Rückmeldung geben, was ihnen aufgefallen ist und was ihnen gar nicht gefallen hat.

Sie sehen mehr als Du.

Als Autor wird man sehr schnell textblind oder weiß einfach zu viel über die Welt, die man erschaffen hat. So nimmt man Dinge in der Handlung des Romans als Voraussetzung an, die der Leser nicht besitzt.

Höre auf die Stimmen. :o)

Wohin mit dem Manuskript?

Ja, ich weiß. Am besten zu einem Verlag.

Wie Du an einen passenden Verlag kommst?

Zum Glück gibt es die Frankfurter Buchmesse, und die wiederum hat eine tolle Website. Auf der kann man Verlage nach Genres auflisten lassen, und schon hat man eine enorme Auswahl an Kandidaten samt Anschrift.

Praktisch, was? Einfach mal stöbern.

Notfalls hilft auch der nette Buchhändler um die Ecke mit einem Verzeichnis aus. Bei der Gelegenheit kannst Du gleich einen Termin für eine Lesung vereinbaren. ;o)

 

Um ein Manuskript anzupreisen, brauchst Du eine Portion Mut, Selbstvertrauen und:

  • ein Exposee des Romans, das Du erstellst, indem Du Deine Stichwortgliederung ausformulierst und einen Gesamteindruck schaffst. Dazu fügst Du noch eine kurze Beschreibung der Hauptpersonen hinzu
  • eine Leseprobe. Sie ist der Köder. Nimm eine Stelle, die Dir und Deinen Lesern sehr gut gefallen hat und die zirka 5 DinA4-Seiten Umfang hat, wenn der Verlag nichts dazu schreibt. Richte Dich ansonsten unbedingt nach deren Vorgaben auf der Website!
  • Das Format: 30 Zeilen pro Seite, 60 Zeichen (inklusive Leerzeichen) pro Zeile.
    Die Leseprobe musst Du durchnummeriert haben. Noch besser ist, auf jede Seite auch noch Deinen Namen und die Kontaktadresse vermerken, falls die Leseprobe vom Anschreiben getrennt werden sollte.
  • ein Anschreiben, in dem Du Dich kurz vorstellst, den Umfang und die Art des Romans (Genre) sowie dein Zielpublikum erläuterst.

Wie gesagt: Richte Dich unbedingt nach den Vorgaben auf der Verlags-Website.

Und dann?

Warten. :o)

Von Absagen bloß nicht entmutigen lassen.

Es gibt einen Kollegen, dessen Werk 40 Mal (!) von Verlagen abgelehnt wurde. Heute, zehn Jahre später, hat es sich 600000 Mal verkauft… Und auch bei einer Miss Rowling soll es nicht gleich auf Anhieb mit dem Verlag finden funktioniert haben, erzählt man sich.

Durchhalten, lautet die Parole.

Never surrender!